BUCHSTÄBLICHES
(Denen, die es angeht.)

ES kann einem, der etwas von den geheimnisvollen Schwingungen der Lautzeichen im Weltäther weiß, nicht gleichgültig sein, ob in seinem Namen ein «F» oder ein «PH» vorkommt, auch wenn das Doppelzeichen nicht anders ausgesprochen wird, wie das einfache.

Einiges von diesen Dingen wusste der in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verstorbene Stuttgarter Opernregisseur Krebs, weshalb er sich denn auch «Kerning» nannte. Allerdings tritt hier schon zutage, wie verschleiert sein diesbezügliches Wissen war. Andernfalls hätte er nicht, der Neigung seiner Zeit erliegend, sich den «sprechenden» Namen «Kerning» gegeben, der zwar eine Lautzeichenverbesserung gegenüber «KR» und «BS» darstellt, aber zugleich doch besagen wollte, dass der mystische Autor nicht den «Krebsgang» gehe, sondern zum Kern der Dinge vordringe.

Kernings leidige Neigung zu einer schrulligen mystischen Romantik hat schon ihn selbst dazu verleitet, seine wenigen Ahnungen in bezug auf den Schwingungswert der Buchstaben zu wirren Scheinerkenntnissen aufzubauschen.

Seine freimaurerischen Schüler aber haben aus dem, was er ihnen hinterlassen hatte, vollends eine rein phantastische, jeder Wirklichkeitsbegründung bare Lehre gemacht, deren Behauptungen und gegebenenfalls zu erzielenden Folgen schon in das Gebiet der Psychiatrie gehören, weshalb man nicht genug vor der Lektüre solchen Schrifttums warnen kann.

 Bô Yin Râ

 

 

 

09.11.2012