Das unendlichfältige Eine


Es liegt uns ferne, die keusche Weisheit, deren erwählte Priester wir sind, vor dem lüsternen Auge der Neugier zu entschleiern.

Wir selbst verwirren durch geistigen Eingriff alles, was ohne oder gegen unseren Willen dann und wann durch Unberufene vernommen wurde, damit es nicht zum Schaden derer führen kann, die wahllos Lehre suchen wo die Wahrheit sich nicht finden lässt.

Nach jeder Kunde, die ein Nichtgerufener sich zu erschleichen wusste, sind wir gezwungen, die Mauer des Schweigens zu erhöhen, die um das Heilige gezogen ist, da das Gesetz des Geistes solchen Schutz verlangt, wir aber das Gebot erfüllen müssen.

Man hat euch in alter und neuerer Zeit gar vieles gegeben, das denen nicht gehörte, die es euch brachten.

Lernet erwachend erkennen, wie das Gesetz des Geistes solche Gaben immer wieder zu vernichten weiß, um nicht das ursprünglich Gute zur Nahrung keimenden Unheils werden zu lassen!

Nur was wir selber den Seelen geben, verantworten wir im Geiste als unser aufgetragenes Werk.

Glaubt nicht, dass ihr im irdischen Osten, - ja selbst an den Hängen des Himavat, wo die geheiligten „Schwäne" an den Ufern der höchsten Tempelteiche nisten, - der reinen, lichtlebendigen Weisheit des geistigen „Ostens": - des Sonnenaufgangs in der Seele - etwa näher wäret!   Nicht alles, was vom geographischen Osten kommt, ist deshalb Licht vom Lichte des geistigen Ostens! -

Auch der sengende Wind dürrer Spekulationen, wie der Fieberhauch wüstesten Aberglaubens, wehen vom Osten her.

Die größte Torheit und die höchste Weisheit finden sich im irdischen Osten.-

Das Licht aus dem innersten geistigen Osten aber ist ewige, kosmische Weisheit!

Wir wissen jedes Volk und jeden Einzelnen ohne Umwege zu erreichen.

An den so Erreichten liegt es allein, ob das, was wir zu geben haben, aufgenommen wird, oder zu uns zurückkehrt, wie wenn es abgeprallt wäre an hartem Stein...

Suchet, und ihr werdet - gefunden!

Doch dieses Suchen nötigt euch nicht, auch nur aus dem Hause zu gehen. -

Nur in euch selbst sollt ihr suchen und nur in eurem Allerinnersten wird man euch zu finden wissen.

Glaubt nicht, dass eitle Mystagogen, die euch in Hörigkeit haben möchten und darum ähnliche Macht sich anzudichten verstehen, jemals solches vermögen!

Glaubt nicht, dass wir, die allein zu solchem Finden fähig sind, dabei Anderes wahrzunehmen vermöchten, als was euch im geistlebendigen Lebenskern auf höchste seelische Weise bewegt!

Wir kennen keine Neugier, und sehen geistig nur was lichtempfängnisfähig ist in euch.

All' unser Tun ist nur darauf gerichtet: - Licht zu entzünden, wo es aufgenommen wird.

Hütet, was wir euch vertrauen!

Es ist Licht aus dem innersten Osten!

Das Licht, das ewig ist und ewig sein wird, leuchtet zwar allenthalben in der Finsternis, aber die im Finstern Träumenden erkennen es nicht.

Siehe: - noch bis du selbst nur dein Traum, - du, der sich selbst als Licht im Urwort erkennen lernen soll! -

Niemals warst du wirklich in der Finsternis, die du dir träumend schaffst, denn was du auch immer als finster empfinden magst, hat in der Wahrheit keinen Bestand.

Du warst Licht vom Anbeginn, der niemals Vergangenheit werden kann, weil er in Ewigkeit Gegenwart ist! -

Leuchten wollen sollst du in dir selbst, auf dass du deine Lichtesfülle erkennst, - und erwachen sollst du aus dem Traum der Finsternis!

Heute noch bist du des Traumes Sklave.

Morgen schon kannst du vielleicht erwachen, und dein Tag wird ewig sein!

Keine Nacht wird dir dann die Fülle des Lichtes mehr rauben können!

Aus eigener Willenswahl: - durch deinen Glauben an die Nacht, - bist du zu einem Traum der Finsternis geworden. -

Nun sollst du deine Finsternis, in gleicher Weise, durch den Glauben an den Tag erhellen, damit Licht in dir werde und dein Traum ein Ende finde.

Nimm dich in acht vor deinen Träumen, denn die Geister des Traumes sind herrschsüchtig und tyrannisch!

Leicht können sie dich länger im Schlafe halten als du schlafen müsstest, und dann verschläfst du deinen Tag und musst bis zu einem anderen Tage warten...

Noch suchst du im Traum - in leerem starren Nichts über Wolken den Einen, der nur in unzählbaren Einzelnen sich offenbaren will.

Siehe, - Er wohnt auch in dir und spricht:

„Ich bin in ihrer Mitte, doch sie vernehmen nicht mein Wort, denn meine Stimme ist sanft wie ferner Vogelruf!"

Lerne darum die Welt der Vorstellung scheiden von der Welt der Wirklichkeit! Die Vorstellung muss überwunden werden, aber nicht die Wirklichkeit der Welt, die auch „ein Gott" nicht wirklich überwinden könnte ...

Suche nach der Einfalt des Kindes in dir, wenn du Geistiges erkennen lernen willst!

Meide alle erdachte „Weisheit"!

Fliehe die Welten, die nur dein Denken dir erstehen lässt, und die mit deinem letzten Hirngedanken wie ein wirrer Spuk zerstieben!

Verlasse die Welt der wechselnden Vorstellung, wie sie nur in deinem Kopfe lebt und west!

Das ist „die große Entsagung"!

Das ist der Anfang des Schreitens auf dem Pfade, bei dem der Wanderer allmählich selbst zu wahrhafter Wirklichkeit gewandelt wird.

In heiliger Ordnung waltet das Gesetz des geistigen Geschehens.

Soll das Licht aus dem Wort die Herzen der Menschen erreichen, so muss es zuvor die Farbe der Erde zeigen.

Wir sind nicht das Licht, sondern des Urlichtes Leuchtende!

In uns wird dem Lichte der Ewigkeit die Farbe der Erde!

Vertraue dem Leuchtenden, der dir zum geistigen Führer wird in dir selbst, aber liebe in ihm allein das Licht, das - ihn durchflutend - sich dir nahen will.

Befreie deine Seele von jedem Bilde sterblicher Formen, wenn du das Licht durch ihn empfangen willst!

Was in dir wirken will, ist nicht der Erdenmensch, durch den des Lichtes Strahlen dir erkennbar werden, sondern das Licht im Wort.

Nennst du den dich Leitenden: - „Meister", so wisse, dass nur Einer „der Meister" ist in jedem aus uns!

Wir sind, was wir sind, um euch zu helfen.

Nichts anderes will das Gesetz von uns.

Wir sollen Kräfte in euch erwecken, durch die eure Herzen aller Finsternis entrissen werden: - Kräfte, die in euch selber sind! - Kräfte, die euch zu Bewusstsein kommen müssen, wenn ihr sie gebrauchen lernen wollt!

Wir sollen euch zu euch selber führen!

Wir sollen das ewige Licht des Wortes in euch entzünden!

Wir sollen das Wort in euch zum Widerklang bringen!

Wir aber können nichts für euch tun, wenn ihr keine Hilfe wollt!

Wir können euch nicht helfen, wenn ihr nicht unerschütterlich wenigstens an die Möglichkeit geistiger Hilfe glaubt, so wie ein Seefahrer glaubt, auf der anderen Seite des Meeres festes Land zu finden.

Wir sind Menschen der Erde wie ihr, und müssen wie ihr den Zoll an die Erde entrichten.

Wir wirken als Menschen der Erde und wissen Irdisches wahrlich zu achten.

Aber wir wissen auch um das Vollkommene, als um das ewige Ziel, dem alles Geistgeborene ewig zustrebt ohne es jemals erreichen zu können.

Wäre die absolute Vollkommenheit jemals erreichbar, so würde im Augenblick des Erreichens jegliches Leben enden, und nur durch ihre Unerreichbarkeit gibt sie allen Ewigkeiten stets neuen Lebensgrund.

Vollkommen ist nur der ewig unendlichfältige Eine, der sich in unzählbarer Gestaltung im Ursein, Urlicht und Urwort ewig neu als sich selbst erlebt ...

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