Erkenne dich selbst
Glaube nicht irregeleiteten Schwärmern wenn sie dir etwa sagen: es könne jeder, der es begehrt, zum Leuchtenden des Urlichts werden.
Es gibt leider nur allzuviele, die gerne bereit sind, jeglichem Worte zu glauben, wenn es nur ihre zehrende Eitelkeit betört, - und die dann mit allem gierenden Streben nicht weiter gelangen, als bis zur Zerstörung ihrer ureigenen Lebensbahn ...
Wer nicht als Leuchtender im Urlicht schon geboren wird, nachdem er seit Jahrtausenden bereits im Geiste war, was er nunmehr auch hier im Erdenleben sein soll, der wird nur vergeblich jemals zu „werden" suchen, was er nicht vom Geiste her längst ist.
Suchet nicht, was euch nicht selber sucht!
Ihr könnt sonst gar leicht recht teuflischen Selbsttäuschungen erliegen.
Die Menschen, denen die Natur ihre Siegel öffnen muss, sind zu jeder Zeit so selten, dass nur pathologische Vermessenheit den törichten Glauben nähren kann, man gehöre vielleicht zu dieser verschwindend kleinen Zahl.
Wer wirklich dazu gehört, der weiß es im irdischen Bewusstsein erst dann, wenn ihm durch den Leiter seiner Bewusstseinserziehung die Kräfte zum geistigen Wirken auf Erden übertragen wurden.
Vorher ist kein Erdenmensch fähig, die unerhörte Belastung seines Bewusstseins, auch nur einen Augenblick lang ertragen zu können ohne daran zu zerbrechen, - die mit dem Erlebnis der Identität des irdischen Selbsterlebens mit einem unfassbar weit älteren, individuell gestalteten vorgeburtlichen Leben im ewigen Geiste naturnotwendig verbunden ist.
Der hier auf sicherem Boden fußt, weiß sich frei von allem Geltungstrieb von Jugend auf.
Er hat seine Aufgabe niemals selbst ersehnt.
Im Geiste aber war er dafür bereitet worden ehe er geboren wurde, und als er seine Zeit erreichte, fanden die Väter im Urlicht ihn vollendet wie man eine reife Frucht am Baum findet.
In seinem Erdenleben strebte er vielleicht zu Zeiten streng nach Weisheit, allein er war gewiss unendlich weit davon entfernt, geheime Kräfte sich zu wünschen.
Wohl suchte er in Demut Führung, doch er erstrebte sicher nicht die Weihe, die ihm nachmals wurde, ohne dass er vordem darum wusste, dass sie Einzelnen im Erdenleben Schicksal sei.
Selbst wenn er von Ähnlichem hörte, galt es ihm nur als Sagenstoff oder Gebilde allzu erregter Phantasie.
So ward er Meister in dem, was er ohne es zu ahnen, von Geburt an war ...
Macht über okkulte Kräfte, wie sie menschliche Märchenlust geistiger Meisterschaft allezeit zuschrieb, galt aber jederzeit jedem wirklichen Leuchtenden des Urlichts nur als verächtlich und keineswegs erstrebenswert.
Ihr habt gehört, dass es Mittel und Wege geben kann, solche abenteuerlichen Kräfte zu erlangen?
Es wäre wahrlich für euch besser, ihr wüsstet von solchen Dingen nichts!
Den Allermeisten die danach strebten wurden solche Kräfte zu Schlingen, und traurig war das Schicksal derer, die in diesen Schlingen hängenblieben.
Wer okkulte Kräfte als Berufener meistern soll, der wird in langen Jahren der Vorbereitung durch einen Berufenen zu ihrer sicheren Beherrschung und Abwehr geschult. Selbst dann noch können sie ihm zum Verderben gereichen.
Die in harter Erziehung erlangte Macht, durch die allein okkulte Kräfte zu beherrschen sind, verpflichtet den der Macht einmal Sicheren zu steter Betätigung seines Könnens, und rächt sich furchtbar, wenn der Wille auch nur einmal erlahmt.
Ein Moment des Zögerns, und des Zweifelns an der eigenen Macht, kehrt alle Kräfte, denen sie gebieten kann, gegen den Beschwörer, und bringt Unheil mit unübersehbaren Folgen.
Wahnsinn und geheimnisvoller Tod sind noch nicht die schrecklichsten Wirkungen, die solcherart entstehen können.
Schuld trifft dann den, der diese Macht in Hände gab, die nicht für sie geschaffen waren.
Kein wirklicher geistiger Meister würde sich mit solcher Schuld beladen, obwohl er wahrlich die hier Macht gewährenden Praktiken bis ins kleinste kennt.
Wirkliche Geistesmacht steht unbeschreiblich hoch über allen okkulten Fähigkeiten irgendwelcher Art.
Der Schüler, den ein geistiger Meister zum Sohn annimmt muss ein Mensch sein, der vordem im Willen der Erde sich selbst „gestorben" ist und nun im Willen Gottes lebt, in dem er „geboren" wurde.
Was dann der Meister tut, besteht einzig darin, dass er aus Gott den Menschen leitet, Gottes Wille in sich zu benützen und ihm sich anzugleichen, was freilich oft wundersame Wirkung haben kann.
Die Erde der Menschen ist dann des erwählten Sohnes Arbeitsfeld, und das Reich des ewigen Willens seine Heimat.
Wer hingegen nach okkulten Kräften strebt und sie durch äußere Übung zu bemeistern sucht, ist erst in das schwüle Dämmerland verderblicher Wünsche und gefahrvoller Versuchung gelangt.
Magie im höchsten Sinne, als die Königliche Kunst der Geistgeeinten, hat mit diesem Dämmerland allerdings nichts gemein!
Die wahre Wunderkraft der Königlichen Kunst ist nur des Gottesgeistes nie besiegbarer Wille ...
Der Mensch besitzt Anteil an diesem Willen in sich selbst, sobald er sich unwiderruflich dem Willen der Erde in sich versagt.
Wer aber dem Willen der Erde sich entziehen will, der darf nicht glauben, nun auch „der Erde entsagen" zu müssen. -
Weltverneinung ist Torheit!
Weltverneinung ist der narkotische Trank schwächlicher Seelen, die der Wirklichkeit entwischen zu können glauben ...
Durch Weltverneinung wirst du gerade am engsten dem Willen der Erde verhaftet, denn: - was dich die Welt „verneinen" heißt, ist nur der unbefriedigte Wille der Erde, nicht aber des ewigen Geistes sieghaft starker Urkraftwille, dem alles durch ihn im Dasein Erschienene dienen muss, und dem nichts widerstehen kann.
Dem Willen der Erde kannst du dich nur entziehen durch aktive eigene Willenshaltung.
Der Erde aber entsagen wollen, verlangt nichts anderes von dem Entsagenden, als müde Passivität.
Die Flucht aus der Welt ist wahrlich nicht als aktives Handeln zu werten, und in den allermeisten Fällen ist sie nur folgenschwere Auswirkung psychophysischer Störung, vereint mit dem Trieb zu übersteigertem Selbstgenuss.
Töricht sind sonderlich alle „Ich"-Verächter, denn sie wissen nicht, was sie verachten.
Wenn sie sagen: „Bekämpfe in dir dein Ich!" - so raten sie dir schlecht!
Lösche „Ich" aus, und Alles ist ausgelöscht, - denn alles Sein und alles Scheinen ist nur durch „Ich", für „Ich" gewirkt: - wird wirkend nur in „Ich" empfindbar ...
Du kannst „Ich" nicht auslöschen, wenn du auch aus allen Kräften zu einem Nicht-„Ich" werden möchtest.
Ewig ist das Ur-„Ich", das ewig dich aus sich erzeugt.
Nicht eine Sekunde wärest du im Dasein, würde diese geistige Zeugung auch nur während einer Millionstel-Sekunde dich nicht im Dasein wollen. -
Sage denen, die da behaupten, in ihnen sei „Ich" erloschen: -
„Nicht ihr seid Nicht-„Ich" geworden, sondern eure Torheit glaubt nur an dieses Unwesen eurer Ein-bildung!"
„Ihr unterdrückt zwar, was „Ich" ist in euch, aber ihr könnt „Ich" nicht töten!"
„Irrig habt ihr die Worte der Weisen verstanden, denn der Weise ist „Ich" von Grund auf! -
Alles in ihm ist untertan seinem „Ich"! - "
„Was ihr aber abtun sollt, ist: - das Angenommene!"
„Ich" bist du, o Suchender, von Ewigkeit her, auch wenn du deine eigene Identität noch nicht in der ewigen Spirale geistiger Aufeinanderfolge erkennst!
Alles, - außer „Ich", - ist zeitweilig angenommen! -
Du verteidigst zwar das Angenommene, als sei es dein Eigentum, - aber alles, was an-genommen ist, gehört dir nicht von deinem Urgrund her zu eigen!
Alles, was angenommen ist, wird dir wieder genommen! Unzähliges Angenommene ist dir schon unzählige Male wieder genommen worden...
Dein „eigener" Körper ist nur an-genommen in dieser Welt der - Annahme. -
Du aber bist „Ich"! -
„Ich" ist einmalig, einzigartig und unzerstörbar in jeder seiner Emanationen!
„Auflösung" des „Ich" ist unmöglich!
Was man wohl der Kürze halber so nennt, ist ein sehr komplizierter Vorgang der Bewusstseinszerstörung, bei dem das vorher „Ich"-vereinte Bewusstsein sich löst vom „Ich", und somit sein ewiges „Ich" verliert.
„Ich" ist unerklärbar, denn „Ich" ist absolute Einheit, - „Licht an sich", und vollendete Klarheit.
Scheinbare Klarheits-Differenzierung im „Ich" ist nur Wirkung der Bewusstseinsbewegung, die du wahrnimmst im „Ich".
„Ich" ist ewig aus Ur-„Ich" gezeugt und bleibt ewiges Zeugnis ewiger Zeugung!
Zerstören kannst du nur dein Bewusstsein um dein unzerstörbares „Ich". - -
Geistig bewusst werden aber kannst du nur, indem dein Bewusstsein Aufnahme findet in „Ich", so, wie „Ich" im Geiste lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit ...
Nicht anders wird der „Vater", nicht anders das „Urwort", nicht anders das „Urlicht" erkannt und geliebt, als im „Ich"!
Dieses aber bist du: - du jedesmal einziges „Ich", - wenn du Alles von dir abgetan hast, was nur Angenommenes ist! - -
Suche nicht außen, du Suchender, was nur im Innersten lebt!
Nie und nimmer kannst du außen finden, was du suchst!
Nie wirst du wissen um „Ich", wenn du nicht vorher „Ich" im Innersten deines Innern gesucht und gefunden hast!
Du wirst „Ich" jedoch nur dann finden in dir selbst, wenn du geistig nüchtern bleibst und dein Bewusstsein nicht beirren lässt durch Gaukelspiel, wie es deine und Anderer Phantasie so reichlich darzubieten hat. -
„Ich" ist nur einmal in dir im Dasein, - aber Unzähliges sucht sich in dir zu behaupten, indem es unter diesem Namen dir verbirgt, dass es nur Angenommenes ist.