Gefahr der Eitelkeit
Hüte dich aber, du Suchender, vor deinem eigenen Wankelmut!
Hüte dich vor den Dornenhecken der Zweifel! -
Du ahnst vielleicht die Stätte des Lichtes, so wie ein nächtiger Wanderer durch die Frühnebel hindurch jene Stelle am Himmel schon ahnt, an der das Tagesgestirn bald aufleuchten wird.
Zwischen dir und jener Stätte aber wurzelt das Dornengestrüpp stets sich erneuernder Zweifel ...
So viel du ihrer auch ausrotten magst, so viele wachsen wieder aufs neue nach.
Versäume deine Zeit nicht mit törichtem Tun!
Niemals - auch nicht in Ewigkeit, - würdest du vorankommen können, wolltest du dich vermessen, die Dornenhecken der Zweifel erst auszuroden! -
Hier hilft allein dein beharrlicher Mut.
Kraftvoll und sicher schreite voran, auch wenn deine Füße aus tausend Wunden der Eitelkeit bluten!
Dein Fuß muss rein sein, wenn dich der eine ewige Meister, der da Meister ist in jedem aus uns, die klaren kristallenen Wegstufen betreten lassen soll, die zu den Hallen der Anbetung im Geiste und in der Wahrheit führen.
„Rein" wird dein Fuß erst dann, wenn er in deinem eigenen Blute gereinigt wurde ...
Tausende haben den Weg zum Lichte gesucht und blieben in den Dornenhecken der Zweifel hängen, weil der Suchenden selbstische Eitelkeit es nicht zuließ, dass sie weiterschritten, ohne die Dornen vorher entfernen zu können.
Du, o Suchender, sei nicht diesen gleich!
Du bist geborgen, wenn du der ewigen Sonne vertraust, deren Strahl dir im Lichte meiner Worte leuchtet ...
Fühllos für alles, was dich zurückhalten möchte, strecke du deine Hände aus nach jenen hilfreichen Händen die du nun vor dir siehst!
Schweigend folge dem dich Führenden, der von sich sagen kann:
„Ich suche das Licht nicht mehr, denn ich selbst wurde leuchtend!" „Ich suche den Frieden nicht mehr, denn ich selbst wurde Friede!"
„Ich suche kein Wissen mehr, denn ich wurde selbst unvergängliches Wissen!" -
Beziehe alles Gute auf Gott!
Wiege dich aber nicht in der eitlen Vermessenheit so vieler, als ob Gott dir auf jede Frage antworten müsse.
Frage getrost, und freue dich, wenn dir Antwort wird, - aber beruhige deine Fragelust, wenn dir die Antwort nicht zufällt noch während du fragst!
Die Wunden, die dir die Zweifel reißen, sind nötig für das Wachstum deiner Glaubenskraft.
Fliehe nicht feige, was dir als Hindernis erwächst, damit es dich festhalte bis deine Kraft erstarkt ist zum Weiterschreiten! Wähne nicht, dass du berufen sein könntest, für dich selbst und Andere alle Hecken der Zweifel zu lichten, wie deine Eitelkeit gerne dir zuraunen wird.
Erst wenn du die Zweifel lieben lernst, wirst du dich vor ihnen zu hüten wissen!
Erst wenn kein erreichtes Ziel mehr deinem Geltungswillen neue Nahrung schafft, wirst du befähigt befunden, das höchste der Ziele zu erreichen ...
Schweigen muss deine Seele lernen, wenn das Licht ihr nahen soll!
Schweigen wird deiner Seele tiefster Ruf nach Erleuchtung sein!
Schweigend geht deine Seele dereinst dann in das ewige Leuchten ein!
Je besser du innerlich schweigen lernst, desto näher wirst du den Einsichten kommen, die deine Seele ersehnt. Die tiefen Einblicke in die Bereiche wahrer Wirklichkeit öffnen sich nur dem, der in sich selbst zur Ruhe kam, weil er das innerliche Schweigenkönnen zu erlernen wusste!
Unter tausend Masken ist es aber immer wieder deine Eitelkeit, die deine innere Ruhe stört durch immer neue Fragen, denen keine Antwort werden kann, solange du nicht in der großen Stille bist ...
Erst wenn du innerlich zu schweigen weißt, kommst du in der Stille deiner Seele zu der Antwort, die dich auf ewig erlöst!