Der
erste Eindruck angesichts der Bilder des Meisters ist Reinheit und
Helligkeit. Er ist dem Erlebnis verwandt, das man hat, wenn man zum
erstenmal ein Stück Mittelmeer von einer hochgebauten Küste aus gewahrt.
Man fühlt sich gleichsam gebessert durch die Nachbarschaft dieser
sauberen Kunst und durch die sich alsbald einstellende Vermutung ihrer
lichten Herkunft. Schon das Handwerkliche in ihr, von dem noch zu
sprechen sein wird, ist immer klar und durchsichtig, ganz
unproblematisch, allem Geheimnisvolltuenden abhold. Farbton sitzt
sicher, sorgfältig und ohne Ängstlichkeit neben Farbton.
Keine der
Moderichtungen, die einander in den letzten Jahrzehnten die Türklinke
überlassen haben, kann diesen Maler für sich beanspruchen. Sein stets
festgehaltener Leitgedanke lautete: völlige Klärung des Bildmotivs;
damit befand er sich bereits in einem gewissen Gegensatz zu den
Zeitströmungen, die der Verwirrung und dem Chaos nur zu sehr hörig
waren.
Sein Ziel, das da Ordnung, Einfachheit und
Einung im Bildmotiv genannt werden darf, hat er sehr zeitig erfasst,
wie schon aus seinen gedanklich merkwürdigen Schwarzweiß-Mappen,
beispielsweise dem 1906 herausgegebenen Zyklus
«Aus
dem Traumland»,
oder den zarten Pflanzenstudien seiner Skizzenbücher hervorgeht. Die
technische Verfestigung seines Talentes musste er naturgemäß wie jeder
andere Sterbliche allmählich und mühsam durchführen, Können und
Wollen zur Deckung bringen, das bekannte Wort Liebermanns
bewahrheitend: «Zeichnen ist die Kunst, wegzulassen».
Rolf Schott.