Suchende
Seele wer du auch sein magst vor dir selbst ergreife meine Hand und
entschwebe mit mir der längst gewohnten Kerkerhaft, die dich in deiner
Körpersinne enge Fesseln bindet!
Zu lange
schon hast du diese Fesseln getragen, bis sie dir lieb werden konnten
gleich einem königlichen Geschmeide!
Lerne
erkennen, dass nur du selbst die Macht hast, dich zu fesseln, und dass
nur dir selbst die Schlüssel vorbehalten sind, die deine Ketten
lösen! Gewinne Mut, die Sicherheit des Kerkers zu verlassen und durch
dich selbst dir deine Freiheit zu erringen!
Lass'
nicht umsonst mich deiner dumpfen Zelle schwere Pforte öffnen!„
Bereite
dich auf ferne Fahrt in dir noch unbekanntes oder nur geahntes Land;
aber wisse, dass ich dich in deine Heimat führen will, deine Heimat, die
du einst vor undenklicher Zeit verlassen hast und deren lichte Weite
dir nun un-heimlich geworden ist, da du nur Kerkermauern als die Grenze
deines Blickes kennst ...
Ich bitte
dich: säume nicht länger an diesem Orte der Gefangenschaft; sinne nicht
ängstlich nach, ob du mir auch wohl zu folgen vermagst! Jedes Zaudern
hält dich nur unnütz länger in der Gebundenheit. Glaube an deine
ureigenste Kraft! Nur durch deine eigene Kraft wirst du dich mit mir
erheben können!
Ich aber
will dir nur Führer sein, und deine Heimat schickte mich aus, dich zu
suchen, da du „gerufen“ hast ...
(Entnommen dem Buch "Welten" von Bô
Yin Râ)