Man
sollte sich also durch den ungewöhnlichen Reiz derartiger Bilder, die
zum erstenmal in der Geschichte geistiges Geschehen so unmittelbar wie
möglich und deswegen durchaus unmythisch hinschreiben, nicht dazu
bestimmen lassen, in diese merkwürdige Welt, wofern man sie nicht
einfach abgelehnt hat, haltlos und sozusagen verträumt hineinzutaumeln.
Vielmehr schuldet man es dem Maler Bô Yin Râ wie jedem anderen
Künstler, der diese Bezeichnung verdient, seine Kunst als Kunst zu
nehmen und zu erfassen, um dann auf dem solcherart gesicherten Pfade
jener inneren Verkündigung entgegenzuschreiten, die aus seinen Bildern
hervortönt. So lernt man vielleicht manches «Wort» erlauschen, das mit
erdenmenschlichen Zungen wohl überhaupt nicht gesprochen, aber durch das
Mittel der farbigen Form doch noch erahnt und erfühlt werden kann. Daher
verkündet Bô Yin Râ durch sein Malwerkzeug etwas, das mit Wort und
Schreibtafel nicht hätte verkündet werden können. Andernfalls wären
seine Bilder neben seinen Schriften überflüssig oder bloße
Illustrationen.
Aus dem Buch "Der Maler
Bô Yin Râ" von Rolf Schott.
"Der
Maler Bô Yin Râ"